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Teil einer Liebeserklärung sein

Beim Rocken am Brocken Festival nennt man sich Familie. Familienportraits sind bei uns jedoch keine starr arrangierten Fotos vor Wolkenhintergrund, sondern wunderbare Bewegtbilder, eingefangen von Piet Dierks. Eine Liebeserklärung an die Festivalkultur und ihre Menschen.

Piet stapft über das Festivalgelände. In der Hand hält er seine Kamera, das Teleobjektiv schräg nach unten gerichtet. Ein weißes Unterhemd, bequeme Hosen – das ist unser Haus-und-Hof-Fotograf. Die wenigsten von uns schauen noch auf, wenn wir spüren, wie die begierige Linse auf uns ruht. Wir freuen uns einfach über die Ergebnisse.

Piet hat schon so manche Impression eingefangen: bei vielen bunten Ausgaben des Rocken am Brocken, beim Zeitgleich Festival 2020 und – weil es plötzlich nötig war – bei einer Demonstration für die Kultur-, Veranstaltungs- und Festivalbranche letzten Jahres in Berlin. Daraus ist nun ein Film entstanden. Das Rocken am Brocken steht in seiner Dokumentation NATUR.MUSIK.FREUNDSCHAFT – eine Liebeserklärung an die Festivallandschaft und ihre Menschen stellvertretend für über 550 Festivals, die pandemiebedingt letztes Jahr nicht stattfinden konnten – und mit wenig optimistischem Blick auf den Kalender mag ich anfügen: wohl vielleicht auch dieses Jahr nicht stattfinden.

Umso schöner, dass wir 40 Minuten Teamzusammenhalt, Idealismus, Musik und Natur im Videoformat geliefert bekommen:

„Und wie hat sich das Dasein als selbstständiger Veranstaltungstechniker so mit einer weltweiten Pandemie vertragen?“

Ich durfte in blackworks Produktion das machen, was ich am liebsten tue: guten Menschen Fragen stellen. So habe ich mich in meine liebsten drei Streifen gekleidet, mir verschiedene Familienmitglieder geschnappt und sie gelöchert. Außerdem stand ich selbst Rede und Antwort, um über die Genese des Zeitgleich Festivals zu sprechen.

Mal mit Kaffee in der Hand, mal mit Sonnenbrille auf der Nase (und anscheinend nie mit gekämmtem Haar) sieht man in der liebevollen Doku, was ich so treibe, wenn ich mich auf nach Elend mache und mit den Worten „Ciao, da oben ist übrigens kein Empfang“ in diese Parallelwelt eintauche.

Es herrscht Alarmstufe Rot

Der Film – genauso wie dieser Beitrag – möchte jedoch nicht nur sentimental „Ach was war das schön“ seufzen, sondern auf die äußerst prekäre Situation der Veranstaltungs- und Festivallandschaft hinweisen. So erzählen Teammitglieder von ihren Erfahrungen und Ängsten während der Pandemie. Die Lage ist sogar so ernst, dass ich mich gezwungen fühle, Herbert Grönemeyer zu zitieren:

Wir sind vielleicht nicht die Maschine und der Motor Deutschlands, aber wir alle zusammen sind die rauschende Seele. Wir sind der öffentliche Herzschlag dieser Nation.

Herbert Grönemeyer, Kundgebung Alarmstufe Rot in Berlin, September 2020

Doch wenn man die inzwischen müde gemachten Scherze beiseite schiebt, sieht man auch nach einem Jahr Corona zu wenig Bemühungen, dieser jungen Kulturform zur Seite zu stehen – auch wenn sie sich politisch immer besser so vernetzen weiß, wie beispielsweise das niedersäsische Positionspapier beweist.

Weil diese kritischen Worte jedoch nicht das Ende dieses Beitrages sein dürfen, kommt hier noch ein Tipp.

Freitagabend noch nichts vor? Ja, es handelt sich hierbei tatsächlich um einen Tipp aus der bizarren Welt des linearen Fernsehens. Am Freitag, den 7. Mai 2021 um 00.05 Uhr strahlt arte concert einen 75-minütigen Zusammenschnitt unseres Zeitgleich Festivals 2020 aus.

Dein Röhrenfernseher hat einfach nicht mehr aufs Midcentury Sideboard gepasst? Den Zusammenschnitt gibts auch hier online bei arte concert zu sehen. Enjoy!